Kleine Anfrage "Abwassersystem in der Innenstadt"

Werner Krone

Ich frage den Magistrat:

1. Welche Ursache hatte der Rückstau des Abwassers in der Luisenstraße beim Starkregen am 03.06.2019?

2. Mit welchen Maßnahmen kann eine Wiederholung vermieden werden?

3. Kann es sein, dass eine gesonderte Fassung von Dachwässern in einem Brauchwassersystem („Grauwasser“) eine brauchbare Lösung wäre?

4. Ließe sich daran denken, in der Innenstadt ein Becken hierzu zu bauen?

5. Ließe sich daran denken, mit diesem Wasser Tröpfchenbewässerungen z.B. im Herrngarten zu betreiben?

6. Gibt es unter dem Karolinenplatz Hohlräume, evtl. ehemaliger Atombunker, die hierzu umgebaut werden könnten?

7. Sind die Wasserspeicher unter den Ausstellungshallen der Mathildenhöhe geeignet, Grauwasser zu speichern?

8. Ließe sich daran denken, eine Tröpfchenbewässerung für den Platanenhain daraus zu speisen?

9. Ist dies vereinbar mit der Nutzung der Wasserkörper in den Wasserspeichern für die Klimatisierung der Ausstellungshallen und wenn nein, warum nicht?

 


Rückfragen zur Kleinen Anfrage vom 05.07.19:

1. Welche Ursache hatte der Rückstau des Abwassers in der Luisenstraße beim Starkregen am 3. Juni 2019?

Die Dükerung des Tunnels Luisencenter – City-Carrée kann nicht Ursache der Überflutung am 3. Juni 2019 gewesen sein. Das Wasser schoss zwar hoch aus der Schachtabdeckung vor dem Düker. Der Düker weist mit DN 1600 aber einen größeren Querschnitt als die nachfolgenden Kanalabschnitte auf: Eiquerschnitt 1500/1000 in der nördlichen Luisenstraße, Ei 1740/1270 in der Zeughausstraße nördlich RP und Ei 1650/1000 unter dem Mathildenplatz Westseite. Oder liegt ein Wartungsmangel vor?

2. Mit welchen Maßnahmen kann eine Wiederholung vermieden werden?

Wegen der dargestellten weiterführenden Querschnitte ist eine außerordentlich teure Kanalbaumaßnahme auf dem Luisenplatz (!) und in der Luisenstraße nicht erfolgversprechend. Vielmehr ist es nachhaltiger, die abzuleitenden Regenwässer mit Versickerung in Schluckbrunnen und Retentionsbecken zu mindern. Dies setzt eine eigene Wasserführung für Dachwässer voraus, die aber mit geringeren Querschnitten auskommt, wenn sie dezentral angelegt wird.

3. Kann es sein, dass eine gesonderte Fassung von Dachwässern in einem Brauchwassersystem („Grauwasser“) eine brauchbare Lösung wäre?

Wo noch kein Trennsystem angelegt ist, lässt es sich kleinteilig anlegen. Viele Hauseigentümer haben längst ihre Regenfallrohre in eine Regentonne eingeleitet. Neubaugebiete weisen seit vielen Jahren Trennsysteme auf oder leiten Niederschläge in Versickerungsmulden. Unsere Straßenbäume werden zukünftig immer mehr auf das Dachwasser der Anlieger angewiesen sein. Insofern ist auch und gerade für die Innenstadt über solche Lösungen zumindest nachzudenken.

4. Ließe sich daran denken, in der Innenstadt ein Becken hierzu zu bauen?

Der spontane Sprudel in der Luisenstraße vor dem Seiteneingang zum Luisencenter zeigte, dass ein Bedarf besteht, der nur mit eigenen Leitungen zu erschließen ist. Der Bau der Abwasserkanalisation unter Hobrecht im 19. Jahrhundert war eine größere Aufgabe. Die gegenwärtige Baustelle von E-Netz Ecke Heinrichstraße – Nieder-Ramstädter Straße zeigt, wie auch Zisternen intelligent in der Stadt untergebracht werden könnten z.B. dort, wo zwei Fahrradtürme geplant waren.

5. Ließe sich daran denken, mit diesem Wasser Tröpfchenbewässerungen z.B. im Herrngarten zu betreiben?

Da eine Fassung von Dachwässern nach und nach erfolgen kann, da sich auch nicht alle als Brauchwasser eignen (Dachdeckungen mit Kupfer, Zink oder Blei), kann auch eine Baumbewässerung abschnittsweise gebaut und betrieben werden. Wenn Regenwasser nicht mit dem harten Trinkwasser gemischt wird, ist es weich. Im Übrigen war auf dem Georg-Büchner-Platz eine Tröpfchenbewässerung in Betrieb, die allerdings durch Bühnenaufbauten für ein Konzert schwer beschädigt wurde. Standregner sind personalintensiv, von starker Verdunstung betroffen und nicht effizient. Bei Unterflurbewässerung handelt es sich um die vorgeschlagene Tröpfchenbewässerung.

6. Gibt es unter dem Karolinenplatz Hohlräume, evtl. ehemalige Atombunker, die hierzu umgebaut werden könnten?

Der Atombunker zwischen Landesmuseum und dem Haus der Geschichte sollte der Stadt Darmstadt ebenso bekannt sein wie die Tiefgarage davor.

7. Sind die Wasserspeicher unter den Ausstellungshallen der Mathildenhöhe geeignet, Grauwasser zu speichern?

Noch immer ist die Frage nach der gegenseitigen Höhenlage von den ehemaligen Trinkwasser-Hochbehältern unter den Ausstellungshallen und dem Platanenhain nicht beantwortet. Gegenwärtigwerden die Dächer der Mathildenhöhe saniert. Daher sei hier die Frage nachgereicht, wohin die Dachwässer fließen sollen.

8. Ließe sich daran denken, eine Tröpfchenbewässerung für den Platanenhain daraus zu speisen?

Für den Wasserbedarf ist eine Berechnung sinnvoll. Außer den großen Dachflächen der Ausstellungshallen (ca. 1000 m³/Jahr) lässt sich weiteres Wasser z. B. von den Dächern des Fachbereichs Gestaltung der h_da gewinnen. Je Platane ergäbe das 10.000 Liter/Jahr!