Kleine Anfrage "Altenhilfe und Altenhilfeplanung"

Karl-Heinz Böck

Antwort von Stadträtin Barbara Akdeniz

Frage 1:
Wie hoch ist die personelle Ausstattung des Bereiches Altenhilfe und Altenhilfeplanung?
Antwort:
Um diese Frage verständlich zu erläutern stelle ich die organisatorische Gliederung und Aufgabenzuordnung innerhalb der Abteilung Altenhilfe im Amt für Soziales und Prävention kurz voran:
Zur Abteilung Altenhilfe zählen die Bereiche der Leistungssachbearbeitung (Sachgebiet Wirtschaftliche Hilfen), die offene Altenhilfe, Beratung für Ältere und Menschen mit Behinderung, Wohnberatung, Altenhilfeplanung und die Betreuungsbehörde (zusammengefasst im Sachgebiet Servicestelle Soziales und Beratung), der Pflegestützpunkt sowie die Aufgaben der Gesunden Stadt (der Abteilungsleitung zugeordnet).
Die Abteilung Altenhilfe ist insgesamt mit 19 Stellen ausgestattet.
Die Abteilungsleitung ist mit einer Vollzeitkraft besetzt, die administrativ von einer Teilzeitbeschäftigten unterstützt wird.
Im Sachgebiet Wirtschaftliche Hilfen (Sachgebietsleitung, sowie Leistungssachbearbeitung stationäre Hilfen zur Gesundheit, Eingliederungshilfe für behinderte Erwachsene, Hilfe zur Pflege, Bestattungskosten, Kriegsopferfürsorge, Fachdienst Pflege) sind 8 MitarbeiterInnen tätig, davon 5 in Vollzeit und 3 in Teilzeit.
Der Servicestelle Soziales und Beratung sind 8 Stellen zugeordnet.
Für die offene Altenhilfe (Koordination und Entwicklung von Freizeit-/Treff- und Bewegungsangeboten für ältere Menschen im Rahmen des Seniorenprogramms, Begleitung der städtischen Seniorentreffs und Ehrenamtlicher) steht eine Vollzeitstelle zur Verfügung, die sich 2 Teilzeitbeschäftigte teilen. Der Beratungsbereich (Beratung und Vermittlung von Hilfen für Darmstädter Seniorinnen und Senioren, deren Angehörige und Menschen mit Behinderung und deren Angehörige) wird von 2 Mitarbeiterinnen in Voll- und Teilzeit abgedeckt.
Der Altenhilfeplanung steht eine Vollzeitstelle zur Verfügung, die seit 01.04.2012 besetzt ist.
Der Betreuungsbehörde stehen 3 Stellen zur Verfügung, davon 2 Teilzeitstellen. Hinsichtlich der derzeit vakanten Vollzeitstelle läuft ein Ausschreibungsverfahren.
Eine weitere (Teilzeit)-Stelle wird für die Koordination inklusiver Projekte ausgeschrieben werden.
Der Pflegestützpunkt, als gemeinschaftliches Angebot der Verbände der Pflegekassen in Hessen und der Wissenschaftsstadt Darmstadt, basierend auf einer Allgemeinverfügung des Hessischen Sozialministeriums, besteht aus einer Mitarbeiterin der beauftragten Pflegekasse (HEAG-BKK) und einer Mitarbeiterin der Wissenschaftsstadt Darmstadt.

Frage 2:
Welche strukturellen Vernetzungen mit anderen Ressorts und Entscheidungsträgern, z.B. Wohnungswirtschaft und Wohlfahrtsverbände, gibt es?
Antwort:
Im Sinne einer effektiven und effizienten Arbeitsweise, bei der die Bedarfe und Bedürfnisse der Hilfesuchenden immer im Fokus stehen, wird der Identifizierung von Schnittstellen große Bedeutung beigemessen. Daraus resultieren vielfältige stadtinterne und externe Vernetzungen, die sich in einzelnen Projekten, Aktionen bis hin zu Arbeitskreisen bewährt und manifestiert haben.
Interne Vernetzungen hat der Bereich Altenhilfe zu fast allen Bereichen der Stadtverwaltung.
Externe Vernetzungen bestehen zu den Sozial-/Behindertenverbänden und Leistungserbringern (z.B. dem Paritätischen, Diakonie, Caritas, DRK, ASB, Johanniter), Einrichtungen und Diensten der Eingliederungshilfe, den ambulanten Diensten und Seniorenserviceanbietern (z.B. Pflegediensten, Essen auf Rädern, Haushaltshilfen), Vereinen und Anbietern den Freizeitbereich betreffend (Sport/Behindertensport, Kultur), Wohnungsbaugesellschaften, Krankenhaus-Sozialdienste, Ärzte, Sanitätshäuser, Alten-, Wohn- und Pflegeheime, Betreuungsvereine und dem DemenzForum usw.
Ein konstruktiver, stetiger Austausch in verbindlichen Strukturen findet unter anderem in der Fachkonferenz Altenhilfe, der Projektgruppe Stärkung Teilhabe von Menschen mit Behinderung, dem Netzwerk Gesundes Darmstadt, dem Arbeitskreis Migration und Gesundheit, der AG Ambulante Dienste und dem Gerontopsychiatrischen Forum statt.

Frage 3:
Was sind die inhaltlichen Schwerpunkte aus mittelfristiger Perspektive?
Antwort:
Im Bereich der Wirtschaftlichen Hilfen liegt der Fokus in der, am Bedarf der Menschen orientierten, qualifizierten Umsetzung der leistungsrechtlichen Bestimmungen des Sozialgesetzbuchs - Zwölften Buchs - (SGB XII).
Dies umfasst die Gewährung von Leistungen der Hilfe zur Pflege in Einrichtungen (Pflegeheimen) und im häuslichen Bereich, sowie die Übernahme von Leistungen für Menschen mit Behinderung (Eingliederungshilfe), stationären Hilfen zur Gesundheit und Übernahme von Bestattungskosten im Rahmen der Sozialhilfe nach sozialhilferechtlichen Kriterien.
Als einer der ersten Sozialhilfeträger hat das Amt für Soziales und Prävention der Wissenschaftsstadt Darmstadt mit dem Fachdienst Pflege einen Arbeitsbereich geschaffen, der neben der Bewertung der sozialhilferechtlichen Voraussetzungen eine detaillierte Bedarfsanalyse der notwendigen Hilfen im Bereich der häuslichen Pflege und Eingliederungshilfe durchführt, wodurch passgenaue Hilfen in Abstimmung mit den pflegebedürftigen Klientinnen und Klienten angeboten werden können. Die hierdurch verbesserte Qualität der Sozialhilfeleistung zeigt sowohl für die leistungsberechtigten Menschen, als auch für die leistungsanbietenden Dienste erste positive Effekte.
Die Schwerpunkte der Altenhilfeplanung liegen bei der Koordination operativer Planungsprozesse im Bereich der Sozial- und Altenhilfe, der Förderung von Partizipationsprozessen und Analyse präventiver Angebote. Hierzu gehören z.B. sozialräumlich begründete Bestandsanalysen, sowie das Erstellen einer Pflegebedarfsplanung.
Zur Förderung partizipativer Prozesse zählen z.B. die Mitwirkung und Begleitung bei der Konstituierung einer Interessensvertretung für Darmstädter Seniorinnen und Senioren (Seniorenbeirat).
Ein weiterer Teil der aktuellen und perspektivischen Aufgabe ist die verantwortliche Projektleitung des Projektes "Hiergeblieben, Versorgungssicherheit in Kranichstein", das die Implementierung eines Servicestützpunktes im Stadtteil Kranichstein zum Ziel hat. Hier soll in Anlehnung an das "Bielefelder Modell" ein ambulanter Dienst in Bereitschaft zur Verfügung stehen, aber auch eine Begegnungsstätte, die ehrenamtlich von Bewohnerinnen und Bewohnern des Stadtteils betrieben wird. Mittelfristig kann hierdurch ein längeres Wohnen im Quartier ermöglicht werden.
Die im Projekt "Inklusives Martinsviertel" gewonnenen Erkenntnisse hinsichtlich sozialraumorientierter Beteiligungsprozesse, werden eine wichtige Grundlage im Bereich Altenhilfeplanung darstellen.
Darüber hinaus bilden die im Bereich Altenhilfeplanung steuerungsrelevanten Berichte, wie die Fortschreibung des Altenhilfeplanes der Wissenschaftsstadt Darmstadt einen weiteren mittelfristigen Arbeitsschwerpunkt.
Die Altenhilfeplanung ist in Kooperation mit den übrigen planungsrelevanten Bereichen der Wissenschaftsstadt Darmstadt eine unverzichtbare Voraussetzung, um die kommunalen Aufgaben der Daseinsfürsorge älterer Menschen, orientiert an den vielfältigen Bedarfen, zielgerichtet zu gestalten. Hier wird die Wissenschaftsstadt Darmstadt bereits heute und auch bei den zukünftig zu erwartenden Entwicklungen immer den Fokus auf sozialraumorientierte, beteiligungsgestützte und präventive Maßnahmen richten.
Die Arbeit im Bereich der Servicestelle Soziales und Beratung verfolgt vielfältige präventive Ansätze, die sich neben anderen Leistungen auch in den Veranstaltungen des Städtischen Seniorenprogramms widerspiegeln. Dort wird im Rahmen des Angebots an kulturellen, gesellschaftlichen und gesundheitsfördernden Maßnahmen insbesondere den multiplen Facetten des Alters entsprochen, so dass jungen bis hochaltrigen Seniorinnen und Senioren eine Teilhabe möglich ist. Die bisherigen Angebote werden in den nächsten Jahren unter den Aspekten der nachhaltigen, präventiven Wirkung, der vielfältigen und unterschiedlichen Anforderungen an ein ausgewogenes Programm und der Sozialraumorientierung bewertet werden.