Kleine Anfrage "Erwerb von Kunstgegenständen"

Martina Hübscher-Paul

Die Stadt Darmstadt erwirbt Kunstgegenstände zeitgenössischer Kunst. Im Haushaltsplan 2015 der Stadt Darmstadt sind dafür unter dem Produktbereich 4 - Kultur und Wissenschaft, Nr. 08041-004, eine Gesamtsumme von 3000 Euro bereitgestellt. Entsprechend dem mittelfristigen Investitionsprogramm (MIP) 2014 - 2018 sind hier ebenso pro Jahr 3000 Euro im Haushalt für den Erwerb von Kunstgegenständen zeitgenössischer Kunst vorgesehen. Gleiches gilt, entsprechen den Angaben für die Investitionen (bisher bereitgestellte Mittel) für die vergangenen Jahre.

Frage 1:
Welche Mittel wurden in welcher Höhe (bitte getrennt nach Jahr) in den Jahren 2010 bis heute für den Ankauf von Werken zeitgenössischer Kunst aufgewandt?
Antwort:
Für Ankäufe von Kunstgegenständen zur Erweiterung/Ergänzung der städtischen Kunstsammlung sind im Finanzhaushalt 2014ff. folgende Beträge etatisiert:

08041-0004Erwerb Moderne Kunst3000 Euro
08041-0001Erwerb Museumsgegenstände8000 Euro

Die Ansätze sind gegenseitig deckungsfähig und übertragbar. Verstärkt werden können diese Kunstankaufmittel im Rahmen der haushaltsrechtlichen Verfügbarkeit und Übertragung von Überschüssen des Museumsshops. Zugänge erfolgen auch durch Schenkungen und Spenden. Im Berichtszeitraum 2010 bis 2015 wurden folgende Mittel für die Ankäufe von Kunstgegenständen aufgewendet:

JahrAufwendungen insgesamtdavon Zeitgenössische Kunst
20105.525,00 Euro 
2011102.717,78 Euro86.476,09 Euro
201210.163,94 Euro6.000,00 Euro
20132.000,00 Euro 
201423.807,10 Euro17.807,10 Euro
2015520,00 Euro 

Frage 2a:
Welche Werke welcher Künstlerinnen und Künstler wurden seit 2010 angekauft?
Antwort:
Eine Übersicht der angekauften Werke finden Sie beigefügt. Nachrichtlich sind hier auch die Zugänge aus Spenden bzw. Schenkungen mit angegeben.

Frage 2b:
Waren unter den angekauften Werken auch Werke Darmstädter Künstlerinnen und Künstler? Wenn ja, welche? Wenn nein, warum nicht?
Antwort:
Im Berichtszeitraum 2010 bis 2015 wurden keine Werke von Künstlerinnen und Künstler angekauft, die derzeit in Darmstadt wohnen. Im Jahr 2012 wurden jedoch mehrere "Tagebuch"-Arbeiten von Ankabuta angekauft, die als Charlotte-Prinz-Stipendiatin auch heute noch eng mit der Wissenschaftsstadt Darmstadt verbunden ist und daher im entfernten Sinne auch als Darmstädter Künstlerin angesehen werden kann.

Die Mehrzahl der Darmstädter Künstlerinnen und Künstler - sowohl der Vergangenheit als auch der Gegenwart - ist durch extensive Sammlungstätigkeit bereits mit repräsentativen Werken in der Kunstsammlung vertreten. In den letzten Jahren wurden daher die Sammlungsschwerpunkte und -ziele auf eine Internationalisierung und Dynamisierung der Sammlung gelegt - auch im Hinblick auf häufigere Sammlungspräsentationen im eigenen Haus.

Frage 3:
Sind die Werke für die Bürgerinnen und Bürger zugänglich? Wenn ja, wo? Wenn nein, warum nicht?
Antwort:
Die Kunstwerke werden als Leihgaben für Ausstellungen angefragt und sind somit zeitweise sichtbar. So haben wir für die in den letzten Jahren angekauften Kunstwerke von Ankabuta, Martin Kasper und M+M bereits Leihfragen erhalten, und zurzeit werden die Arbeiten von M+M im Bonner Kunstmuseum in der Ausstellung TELE-GEN gezeigt und im Ausstellungskatalog abgebildet und besprochen. Dies trägt zur Reputation unserer städtischen Kunstsammlung bei und lenkt den Blick nach Darmstadt. Nach der Sanierung des Ausstellungsgebäudes auf der Mathildenhöhe werden die angekauften Arbeiten im Rahmen der Sammlungspräsentation gezeigt werden und somit für alle Bürgerinnen und Bürger zugänglich sein.

Frage 4:
Wer ist berechtigt, Werke zeitgenössischer Kunst anzukaufen? Existiert hierzu eine Ankaufskomrnission? Wenn ja, wie setzt sich diese zusammen? Wenn nein, warum existiert keine Ankaufskommission?
Antwort:
Eine städtische Kommission für den Ankauf von Werken zeitgenössischer Kunst bestand bis 1995. Seit der an den musealen und wissenschaftlichen Standards orientierten Neustrukturierung des Sammlungswesens Mitte der 1990er Jahre sind die Verfahren einheitlich für alle Sammlungsbereiche der städtischen Kunstsammlung wie nachfolgend beschrieben.

Frage 5:
Wie laufen die Entscheidungswege beim Ankauf von Werken zeitgenössischer Kunst innerhalb der Ankaufskommission - oder falls diese nicht existiert, wie laufen sie generell?
Antwort:
Die Betreuung der städtischen Kunstsammlung wurde in die fachliche Verantwortung des Direktors des Instituts Mathildenhöhe übergeben. Am Institut werden auch die Inventare geführt, die Depots unterhalten, Restaurierungsmaßnahmen besorgt und über Ausleihen/Leihgaben entschieden. Als Sammlungsleiter ist der Direktor für die Umsetzung der Sammlungsziele und die konzeptionelle Weiterentwicklung der Sammlung zuständig. Bei jedem Ankauf ist es wichtig, die Neuerwerbung im Gesamtkontext der Sammlung zu betrachten und abzuwägen. Dies setzt eine jahrelange und intensive Arbeit mit der Kunstsammlung voraus.

Die Aufgabenstellung der städtischen Kunstsammlung ist im Wesentlichen definiert als

"... Aufgabe, Zeugnisse der Darmstädtischen Kunst- und Kulturgeschichte der Vergangenheit und Gegenwart zu sammeln, aufzubewahren, konservatorisch zu betreuen, zu katalogisieren, wissenschaftlich zu erschließen und sie unterschiedlichen Verwendungen (Ausstellung, Ausleihe) zuzuführen. Zeugnis der Darmstädtischen Kunst- und Kulturgeschichte sind künstlerische bzw. kunsthandwerkliche Objekte der unterschiedlichsten Gattungen, die von in Darmstadt geborenen Künstlerinnen und Künstlern geschaffen wurden bzw. von solchen, deren Arbeits- und Lebensmittelpunkt für längere oder auch kürzere Zeit in Darmstadt war. Zu den Sammlungszielen ....sind ferner Werke von externen Künstlerinnen und Künstlern zu rechnen, die durch ein bemerkenswertes Ereignis (Ausstellung, Kunstpreis etc.) eng mit der Darmstädtischen Kunstgeschichte verbunden sind." (Quelle: Entwurf zur Depotordnung, Dr. Klaus Wolbert, 1997)

Unter diesen Prämissen entscheidet über die Ankäufe von Werken für die städtische Kunstsammlung im Rahmen der Sammlungsziele und in Abstimmung mit dem Kulturdezernenten im Regelfall der Direktor des Institutes Mathildenhöhe. Wichtig ist hierbei zu betonen, dass jeder Erwerb zum Themengebiet "Künstlerkolonie Darmstadt" (1899-1914) den Sammlungsschwerpunkt "Darmstädter Kunst" - wie oben definiert - erweitert.

Frage 6:
Die mittelfristige Investitionsplanung (MIP) 2014 bis 2018 beschreibt unter dem Produktbereich 4 - Kultur und Wissenschaft, Nr. 08041-0004, jährlich Investitionen zum Ankauf zeitgenössischer Kunst von 3000 Euro, für die Jahre 2019ff. ist ebensolches vorgesehen. Welche Planungen gibt es hier zur Verwendung der Mittel. Wer wird über die Verwendung der Mittel auf welchem Wege entscheiden?
Antwort:
Mit den Mitteln ist geplant, die Sammlung im Bereich der zeitgenössischen Kunst zu ergänzen, damit die Sammlung weiterhin - wenn auch im bescheidenen Maße - wachsen kann. Es wäre zum Beispiel wichtig, auf Angebote - im Bereich der zeitgenössischen Kunst - kurzfristig reagieren zu können, die unsere Sammlung ergänzen oder erweitern. Aufgrund der in den letzten Jahren stark gestiegenen Preise auf dem Kunstmarkt wären hier Grafiken, Fotografien oder Werke lokaler Künstler oder Künstlerinnen vorstellbar.

Da die städtische Kunstsammlung in die fachliche Verantwortung des Direktors des Instituts Mathildenhöhe gelegt ist, trägt dieser letztendlich die Verantwortung bezüglich der Ankäufe und kann hierüber Rechenschaft ablegen.