Masterplan 2030+, ehem. EAD-Gelände, Prekarisierung

Bericht von der Stadtverordnetenversammlung am 30.03.2017

Das  Hauptthema  der  Stadtverordnetenversammlung  vom  30.03.17  war  ////Darmstadt weiterdenken - Masterplan 2030+ / Mobilitätskonzept 2030+. Hierbei handelt es sich um ein umfassendes Stadtplanungsprojekt für Darmstadt, was prinzipiell auch unserer Ansicht nach lange überfällig ist. Doch  dürfen  unter  solchen  Großperspektiven und langfristigen Planungen nicht die dringenden Probleme der Bürger hinten anstehen. So hat die Linksfraktion einen Zusatzantrag gestellt, der das Thema Wohnen herauslösen und ihm eine höhere Priorität einräumen sollte. Die Mieten in Darmstadt steigen unaufhörlich, nicht zuletzt weil es an Stadtplanung gefehlt hat. Die  drängende  Problematik von  mangelndem  Wohnraum,  überhöhten Mieten und Gentrifizierung darf jedoch nicht in eine weitere lange Planungsphase eingespeist werden, wie es der Masterplan vorsieht. Leider hat es nicht für unseren Zusatzantrag gereicht, weil sich die Fraktionen von AfD und UWIGA enthalten haben. Die AfD zeigte sich hier einmal mehr von ihrer unsozialen Seite. Der Masterplan 2030+ wurde angenommen, verwirrenderweise durch ein einzige Stimme von UFFBASSE,  die  vorher  selbst  Kritik  an  dem  Plan  geübt  haben.  Einmal  mehr  verhilft UFFBASSE hier den Grün-Schwarzen zu dem gewünschten Ergebnis.


Ein  weiterer  Punkt  der  Stadtverordnetenversammlung  war  die  Änderung  des Flächennutzungsplans für das ehemalige EAD-Betriebsgelände. Auf dem ehemaligen Gelände der EAD sollen nun Wohnungen entstehen. Dies ist ein zu begrüßender Schritt, denn  die  Wohnungsnot  in  Darmstadt  nimmt  stetig  zu.  Martina  Hübscher-Paul  machte jedoch darauf aufmerksam, dass 2011 die EAD ausgezogen ist und es schon im Jahr 2012 Pläne zur Wohnungsnutzung gab. Der geplante Baubeginn ist nun 2018. Sieben Jahre brauchte  hier  die  Stadt  um  einen  relativ  kleinen  Komplex  (200  Wohnungen)  für  den Wohnungsmarkt zu gewinnen. Seit Jahren fordert die Linksfraktion eine Verbesserung der Stadtplanung, mit Neuschaffung von Stellen bzw. der Besetzung von unbesetzten Stellen im  Stadtplanungsamt - hier sind zurzeit 4,5 Stellen unbesetzt! Leider  bleibt  diese  Forderung  ungehört  und  so  muss  der Darmstädter Bürger die Kosten des Bevölkerungszuwaches in Darmstadt durch höhere Miete und mangelhaften Wohnraum tragen. Es bleibt lediglich zu hoffen, dass die grün-schwarze Koalition ihren markigen Sprüchen von 20.000 neuen Wohnungen in Darmstadt auch Taten folgen lässt. Bisher sieht es nicht danach aus.


Die Stadtverordnetenversammlung wartete in der letzten Sitzung gleich zweifach mit einem Wortungetüm auf, als  es  zur  Verhandlung  des  TOPs  Transformative  Strategien  einer  integrierten Quartiersentwicklung  für  Schwarmstädte  (TRASIQ)  -  Teilprojekt  Nachhaltige Quartiersentwicklung in der Konversion ging. Hierbei sah die Vorlage vor, sich an einem aus Bundesmitteln finanzierten Forschungsprojekt zu beteiligen, indem man eine, sage und schreibe, 28% Stelle schafft. Es  ist  einfach  ungeheuerlich, dass  sich  die  Stadt  mit  einem  solchen  Beitrag  an  den prekären und lebensunwürdigen Bedingungen im Wissenschaftssystem beteiligt. Der läppische Kommentar der Regierungskoalition, dass man die Forschung hier ja als Zweitjob machen könne, ist purer Hohn. Die Stadt beteiligt sich hier ungeniert an der weiteren Prekarisierung des Wissenschaftssektors und versucht nicht einmal mehr zu verdecken, dass es hierbei um Effizienz geht: Man möchte sich an dem Projekt beteiligen, aber nur mit minimalen Mitteln. Dass der minimale Mitteleinsatz heißt, dass hier eine Lohn bezahlt wird, der netto unterhalb der Armutsgrenze liegt, bei dem  man  sich  also unter normalen  Verhältnissen  das  zum  Überleben  fehlende  Geld  vom Jobcenter  holen  muss,  ist  der  Stadt  bzw.  den  Stadtverordneten  herzlich  egal. Unsere Stadtverordnete Kris Hartmann hat in einer deutlichen Rede diese Missstände dargelegt, aber einzig die Linksfraktion war gegen die Schaffung einer so prekären Beschäftigung.