15246 Unterschriften fürs Mühlchen

Dr. Stefan Nold

In unserer Juli-Ausgabe gab es einen Artikel zur möglichen Schließung des Mühlchens. Wenige Tage nach Erscheinen stand ich am Rand des Mühlchens neben den Startblöcken, sprach mit einem der Bademeister über die verfahrene Situation und meinte: "Da muss man doch was tun!" In diesem Moment kam Conny Heß, die ich bis dahin noch nicht kannte, aus einer Umkleidekabine. Sie hatte die Unterhaltung mit angehört und rief: "Da mach ich mit!" So entstand die Bürgerinitiative "Mucken für's Mühlchen".

Eine Woche trafen wir uns mit zwei weiteren Mitstreitern, darunter unsere Genossin Manuela Anton, und setzten den Text für eine Unterschriftenaktion auf. Zu einem Ortstermin an einem trüben Vormittag im Juli, den ich mit Frau Annette Wannemacher-Saal vom Echo vereinbart hatte, kamen völlig überraschend 50 Leute. Die Buschtrommeln hatten funktioniert. Dann ging es Schlag auf Schlag. Dutzende von Aktivisten sammelten Unterschriften ohne Ende. Auch Daye di Simoni vom Hessischen Rundfunk machte einen Bericht für die Hessenschau. Die Einstellung, in der Dezernent Rafael Reißer mit den Fingern in das Gitter am Eingangstor des Mühlchens fasst und so symbolisch nach dem Mühlchen greift, war fast ein Hitchcock. Die Arheilger Post druckte alle unsere Pressemitteilungen in denen wir auch auf die besonderen Vorzüge des Mühlchens hinwiesen (3-Sterne Wasserqualität). Die Besucherzahl stieg von 33.000 im Jahr 2010 (2011: 34.000) auf 36.000, obwohl das Mühlchen in diesem Jahr aufgrund eines Vandalismusschadens fast einen Monat später als sonst geöffnet hatte. Bademeister Karl Göpfert kam ins Schwärmen: "Wie in alten Zeiten! Sensationell!" Bei der Bürgerversammlung am 17.nbsp;September 2012 konnten wir im voll besetzten großen Saal des Goldenen Löwen in Arheilgen Rafael Reißer 15.249 Unterschriften übergeben (nur etwa 500 weniger als 2008 beim Bürgerbegehren gegen die Nordostumgehung gesammelt wurden). Jeder dritte Einwohner Arheilgens hatte unterschrieben. Es war eine überparteiliche und von allen Seiten akzeptierte Aktion. Nur die Grünen standen lange Zeit abseits und fanden nicht die richtigen Worte. Aber die über 15.000 Unterschriften dürften bei dem ein oder anderen ein Déjà-vu-Erlebnis hervorgerufen haben. Rafael Reißer sicherte zu, sich um einen langfristigen Pachtvertrag zu bemühen. Dennoch wurde am 11.nbsp;Oktober 2012 ein auch von den Linken unterstützter Antrag der SPD, mit dem Eigentümer der Wasserfläche einen 10-jährigen Pachtvertrag abzuschließen wie schon ein ähnlicher Antrag der Linken im März 2012 in der Stadtverordnetenversammlung mit grün-schwarzer Mehrheit abgelehnt. Warum auch immer. Außerdem sollte auf allen Grundstücken, die zum Arheilger Mühlchen gehören, eine entsprechende Grunddienstbarkeit eingetragen werden. Nur so kann die Stadt ihrer Verpflichtung zum Erhalt des Mühlchens, die sie 1937 bei der Eingemeindung Arheilgens eingegangen ist, einhalten.

Im nächsten Schritt soll aus der lose und informell organisierten Bürgerinitiative einen Förderverein entstehen. Einerseits ist es uns ganz wichtig, dass das Mühlchen weiterhin keinen Eintritt kostet, damit auch Menschen regelmäßig dorthin gehen können, die sich das normalerweise gar nicht oder nur selten leisten könnten. Andrerseits ist es unser Ziel, über einen freiwilligen Eintritt und über Mitgliedsbeiträge zum Förderverein langfristig den Kostendeckungsbeitrag zu erzielen, wie die übrigen städtischen Bäder.

Links sein, heißt solidarisch sein!

Eine große Hilfe war eine Anfrage unserer Fraktion bezüglich der Betriebskosten des Mühlchens. Sie lieferte uns die Zahlen, die wir benötigten: Das Mühlchen kostete im Wirtschaftsjahr 2011 120.113 € (ursprünglich standen 150.000 € im Raum), von denen knapp 72.000 € Personalkosten sind. In den nächsten Jahren stehen größere Investitionen an. Hierbei möchte der Förderverein die Stadt nach Kräften unterstützen.