Altes Zentralbad

Karl-Heinz Böck

Wer in den letzten Wochen die Presse verfolgte, kam am sogenannten "Jugendstilbad" nicht vorbei. Auch dieses Bauwerk, wie es ja fast schon Tradition in Darmstadt ist, wurde nur verspätet fertiggestellt. Man muss allerdings in Betracht ziehen, dass Wasserschäden und auch ein Brand während der Bauphase, sicher nicht vorhersehbar waren.
Nun war es aber im Januar soweit, dass am Tag der offenen Tür, die Darmstädter ihr neues Bad bewundern konnten und Ende Februar sogar ihre Badeutensilien auspacken dürfen.
Sicher ist die Restaurierung gelungen und das private Betreiberunternehmen wird sich vielleicht sogar über eine klingende Kasse freuen können. Man kann sogar sagen dass die Preisgestaltung, im Vergleich zu ähnlichen Bädern, als moderat zu bezeichnen ist.
Aber werfen wir doch einen Blick zurück. Wer waren die Nutzer des "Alten Hallenbades"?
Was hat man mit diesem neuen Bad verloren? Das ehemalige Zentralbad wurde oft von älteren Menschen und Familien mit Kindern genutzt. Es war für viele nicht nur ein Bad, sondern auch ein Platz wo man auf alte Freunde und Bekannte traf. Darüber hinaus war es eine Zeitlang der Psychiatrie am benachbarten Elisabethenstift erlaubt, gratis mit Patientengruppen die öffentliche Anlage zu nutzen. Den Warmbadetag wird es in der Form wie früher sicher nicht mehr geben und wenn, dann zu Preisen, die sich nicht mehr alle leisten können.
Das Lehrschwimmbecken ist vielen Darmstädterinnen und Darmstädtern noch gut in Erinnerung, da sie hier ihre ersten Schwimmzüge machten. Der Schwimmunterricht der örtlichen Schulen war ein fester Bestandteil des Lehrschwimmbeckens. Auch diese Möglichkeit wird es in Zukunft nicht mehr geben.
Das Publikum des Bades wird sich ändern, wie Michael Quell vom Betreiberunternehmen Aquapark schon verlauten lies. Man rechnet mit zahlreichen Kongressbesuchern aus dem Darmstadium - eine Kooperation sei bereits beschlossen. Wie es aber mit Kongressen dort aussieht, ist den Pressemeldungen der letzten Wochen zu entnehmen. Dort gibt es mehr Konzerte als Kongresse, und auch bei Ersteren gab es schon diverse Absagen. Ob bei steigender Zahl von Kongressen die Besucher nun wirklich den Weg ins "Jugendstilbad" finden, ist sehr fraglich. Der Betreiber rechnet mit 300.000 Besuchern im Jahr und bis zu 2.200 Gästen am Tag. Diese hohe Zahl begründet er mit obskuren Besucherzahlen des Darmstadtiums. Was ist aber, wenn nicht genügend Kongresse stattfinden? Dann werden sicher die Eintrittsgelder des "Jugendstilbads" steigen, und die Tageskarte wird keine 16 Euro, sondern 20 oder 25 Euro kosten. Von moderaten Eintrittspreisen kann dann keine Rede mehr sein. Es wird sich dann zeigen müssen, wie die jährlichen drei Millionen Unterhalt für das Bad zu erzielen sind. Zwangsläufig wird das Betreiberunternehmen Aquapark sein Heil in Preissteigerungen suchen.
Moderat sind allerdings die Preise für viele schon heute nicht. ALG-II-Bezieher und Menschen mit geringem Einkommen können sich dieses Bad nicht leisten. Ein Bad für alle wird es also nicht werden, und das war wohl auch beabsichtigt.