Arheilger Mühlchen und Bessunger Hallenbad

Karl-Heinz Böck

Darmstadt ist mit Frei- und Hallenbädern auf den ersten Blick eigentlich gut versorgt. Zudem kam mit dem Umbau des Zentralbades zum Jugendstilbad ein sicher nicht unattraktives Angebot hinzu. Wenn man auch sagen muss, dass dieses Bad sich nicht jeder leisten kann.
Darmstadt ist bis zum heutigen Zeitpunkt von Bäderschließungen wie z.B. in Offenbach und Kassel verschont geblieben. Ob dies in naher Zukunft auch so sein wird, ist nicht abzusehen.
Mit dem Arheilger Mühlchen und dem Bessunger Hallenbad hat die Stadt jetzt schon zwei Fälle, deren Zukunft ungewiss ist.

Hat das Mühlchen wieder Atemnot?

Das Arheilger Mühlchen hatte in den letzten Jahren immer wieder Probleme mit der Wasserqualität. Frisches Wasser fließt in den heißen Sommermonaten praktisch nicht hinzu. Das Ergebnis ist eine so schlechte Wasserqualität, dass es in der Vergangenheit mehrfach zur Schließung des Bades kam.
Auch die Meldung des "Darmstädter Echos" vom Mai dieses Jahres: "Das Wasser des Mühlchens ist so klar wie seit Jahren nicht mehr", trifft nicht den Kern des Problems. Bei einer Hitzeperiode im Laufe des Sommers wird man dort wieder sehr schnell mit einer Algenplage zu kämpfen haben. Dann wird das beliebte Bad wieder geschlossen werden müssen und die Arheilger können ihren Natursee vom Ufer begucken. In der Vergangenheit wurden Chemikalien eingestreut, um die Algenplage einzudämmen. Dies ist aber nur ein Mittel, wenn es schon passiert ist. An der eigentlichen Ursache ändert man aber dadurch nichts. Eine Brunnenbohrung zur sicheren Versorgung mit Frischwasser auch in den heißen Sommermonaten wäre sicher möglich. Dies wurde aber aus Kostengründen schon mehrfach abgelehnt. Auch so kann man ein beliebtes Bad sterben lassen und auf dem Rücken der Bürgerinnen und Bürger Kosten einsparen.

Müssen Bäder schließen?

Wie der Magistrat vor kurzem feststellte, gibt es für alle Bäder einen erheblichen Sanierungsbedarf, der sich in Millionenhöhe bewege. Ähnlich wie in der Schulbausanierung, muss man auch hier zu dem Ergebnis kommen: Wer jahrzehntelang nichts tut, wird irgendwann von den Kosten aufgefressen.
Als ersten Sanierungsfall hat man sich nun das Bessunger Bad ausgeguckt. Im Zuge der dortigen Asbestsanierung der Bessunger Schule soll auch das Hallenbad saniert werden. Die Hauptsanierungsfelder sind Chlorgasanlage, Brandschutz, Entlüftung und der Elektronikbereich. Laut Bürgermeister Glenz müsste auch in Sachen Wärmedämmung etwas getan werden. All diese Aufgaben sollen nun in der Sommerpause erledigt werden, so dass das Bad im Herbst wieder zur Verfügung steht. Aus unserer Sicht ist das ein frommer Wunsch. Sollte das Bad nicht wie geplant im Herbst wieder eröffnet werden, käme es in Darmstadt zu einem dramatischen Engpass. Schulklassen müssten quer durch die Stadt reisen oder den Schwimmunterricht komplett absagen. Durch den Wegfall des alten Zentralbades ist auch kein Warmbadetag mehr möglich, der hauptsächlich bei älteren Menschen beliebt ist. Das Nordbad ist dazu keine Alternative, da dieses keinen Warmbadetag anbietet.

Sanierungsfall

Wenn man nun bedenkt, dass der Sanierungsfall Nordbad finanziell höher sein wird (laut Kämmerer Glenz ca. 9 Millionen Euro), als im Falle des Bessunger Bades (ca. 3 Millionen), und der gesamte Sanierungsbedarf der Darmstädter Bäder laut einer Studie sogar 22 Millionen Euro beträgt, sind Befürchtungen von Bäderschließungen auch in Darmstadt wohl berechtigt.
Zitat aus der Frankfurter Rundschau vom 02.06.2008:
"Sorge bereiteten dem OB wie auch Bürgermeister Glenz, dass der Haushalt der Stadt trotz der guten Konjunktur defizitär ist. Daher sei zum Beispiel eine Neuordnung der Bäder notwendig, sagte Hoffmann. Wenn die Kosten nur zu 13 Prozent durch Einnahmen gedeckt würden, 'kann das so nicht bleiben'. Das bedeute aber nicht, dass das Bessunger Bad geschlossen werde."