Ehrengräber

Rainer Keil

Unsere Fraktion hat in den letzten Jahren parlamentarisch und öffentlich auf aus unserer Sicht problematische Ehrengräber hingewiesen. Insbesondere die Verbindung einiger in solchen Gräbern "Geehrten" mit der NSDAP machen eine Neubewertung aus unserer Sicht notwendig. Nach vielen Diskussionen, Anfragen und Anträgen beschloss die Stadtverordnetenversammlung im Jahr 2010 die Einsetzung einer Kommission, die diese Aufgabe der Neubewertung beginnen sollte.

Passiert ist aber bis dato nichts. Unsere Fraktion hat daher erneut die Initiative ergriffen und beantragt, das Grab des Komponisten Hans Simon auf dem Alten Friedhof von der Liste der städtischen Ehrengräber zu streichen.
Die mit öffentlichen Geldern gepflegte Grabstätte des Kapellmeisters und Komponisten Hans Simon auf dem Alten Friedhof dürfte mittlerweile wohl zum berühmt-berüchtigsten Ehrengrab der Stadt Darmstadt geworden sein.
Simon, der seit den frühen 1920er Jahren bei Veranstaltungen des ultrarechten "Bayreuther Bundes" und seit 1930 bei dem genauso reaktionären "Richard-Wagner-Verband deutscher Frauen" als Klavierbegleiter mitgewirkt hatte (DT, 28.10.1921 und 11.01.1930), trat am 1.5.1933 der NSDAP bei und erhielt die Mitglieds-Nr. 2291107. Im Herbst 1932 hatte er bereits die Leitung des hiesigen Kammerorchesters des "Kampfbundes für deutsche Kultur" übernommen. Im April 1933 wurde er zum kommissarischen Leiter der städtischen Akademie für Tonkunst ernannt. In dieser Eigenschaft "säuberte" er bis zu seinem Fortgang im Oktober 1933 das Institut von jüdischen und politisch missliebigen Dozenten, darunter der prominente jüdischen Leiter der Opernschule Paul Ottenheimer. In NS-Diktion las sich das so: "Als kommissarischer Leiter der Städtischen Akademie für Tonkunst hat er aus dem Durcheinander eines liberalistisch gelockerten Instituts ein straff geformtes Ganzes gemacht, das vom Geist des neuen Deutschland durchflutet ist und diesem Geist dient." (Darmstädter Zeitung, 12.10.1933).
Der Antrag wurde im Sozialausschuss abgelehnt. Der neue OB Jochen Partsch, versicherte allerdings die Kommission zur Neubewertung der städtischen Ehrengräber jetzt möglichst schnell einzusetzen. Den Worten müssen jetzt endlich auch Taten folgen.