Integis: vom Jobmotor-Champion zur Insolvenz

Helmut Angelbeck

"Handeln aus Verantwortung", so lautet das Leitmotiv des Geschäftsführers der Integis gGmbH, Herrn Dipl.-Betriebswirt Peter De Gennaro. Die Integis ist ein gemeinnütziges Dienstleistungsunternehmen mit Sitz in Darmstadt, welches mit behinderten und langzeiterwerbslosen Menschen Umsatz erwirtschaftet. Sie ist einer der Beschäftigungsträger, die als Teil der schmarotzerhaften Erwerbslosenindustrie vornehmlich aus Steuergeldern finanziert werden. Anfang Oktober hat das Unternehmen Insolvenz beantragt.

De Gennaro werden laut Presseberichten Unterschlagung, Insolvenzverschleppung und "weit mehr fragwürdige Machenschaften" vorgeworfen. Zu diesen Machenschaften zählten u.a. die Nichtauszahlung von Löhnen, Urlaubsgeldern und die Nichtabrechnung von Überstunden. Einige Mitarbeiter haben sich diese ihnen zustehenden Leistungen vor dem zuständigen Arbeitsgericht erstritten.

Das Gebaren Herrn De Gennaros gegenüber diesen Mitarbeitern war offensichtlich weder Zufall noch Ausnahme. Auch die Zustände im Integis Geschäftsbereich Garten- und Landschaftsbau waren symptomatisch für die "verantwortungsbewusste Unternehmensführung". Von nicht eingehaltenen Pausenregelungen, über in jedweder Form mangelhaftes Gartenwerkzeug, bis hin zu Verstößen gegen Arbeitsschutzregeln reicht die "Soziale Verantwortung" des Geschäftsführers.

Offensichtlich hatten sich einige dieser "Machenschaften" auch bis zu den Geldgebern herumgesprochen. So antwortete Sozialdezernentin Akdeniz (Grüne) auf unsere Kleine Anfrage zur Insolvenz der Integis, dass bereits am 1. September 2011 ein sogenannter Beirat tagte, der allerdings im Rahmen der Integis gGmbH gar nicht vorgesehen ist. Diesem angeblichen Beirat gehörten u.a. Vertreter der Integis, des Landeswohlfahrtsverbandes, des Jobcenter Darmstadt, der Kreisagentur für Beschäftigung Darmstadt-Dieburg und die Sozialdezernentin an. Laut Akdeniz übte dieser Beirat Kritik an der Arbeit Herrn De Gennaros und machte Änderungsvorschläge. Tatsache ist aber, dass die Tätigkeit dieses sogenannten Beirats - in seinem vierzehnmonatigen Bestehen - letztendlich nichts Zählbares erreichte.

Was wusste die Sozialdezernentin?

Erstaunlich ist allerdings der Umstand, dass noch am 25. Oktober 2011 die Integis gGmbH mit dem Finalistenstatus im Bereich "Jobmotor" im "Hessen-Champion"- Wettbewerb für Innovation und Wachstum geehrt wurde: siehe www.hessen-champions.de/72-0-Integis-gGmbH.html. Ministerpräsident Volker Bouffier höchstpersönlich überreichte einen Preis an den verantwortungsbewussten Unternehmensführer Herrn De Gennaro.

Dass sie das Wirtschaftsministerium nicht vor De Gennaro gewarnt hatte, erklärt Frau Akdeniz damit, dass sie nichts von dieser Bewerbung wusste und im Beirat nie darüber gesprochen worden sei.

Nun wird die Integis von der AWO Südhessen übernommen.

Unsere Meinung

Hoffentlich werden in Zukunft Geldgeber solcher Beschäftigungsträger der unsäglichen Erwerbslosenindustrie, also Jobcenter, Landeswohlfahrtsverband und Kommune, künftig verstärkt eingehend prüfen, wem sie Menschen und Steuergelder anvertrauen!