Keine Zeit für Fragen

Norbert Schneider

Am Donnerstag, den 13. August 2006 hat ab 16.15 Uhr ein Rundgang mit OB Hoffmann durch einen Teil der Waldkolonie (Weststadt) stattgefunden.
Zum Treffpunkt, der Käthe-Kollwitz-Schule waren nur relativ wenige Waldkoloniebewohner gekommen. Offiziell dabei waren neben dem OB der Bürgerbeauftragte Herr Fassbinder, sowie der Leiter des Hochbauamtes und die Leiterin des so genannten Bürgerbüros West, Frau Herbst.
Das Bürgerbüro "West" befindet sich weitab von Europaviertel und Waldkolonie in der Heimstättensiedlung.
Wie sagte doch eine Frau aus der Waldkolonie während des Rundganges spontan: "Wir sind schon immer benachteiligt worden!" Während des Weges zum Akazienweg fiel mir auf, dass einige wenige Bürger als "Einzelkämpfer" hauptsächlich ihre Probleme gelöst haben wollten. Es ist absolut verständlich, dass Anwohner der Michaelisstraße den starken Durchgangsverkehr beklagen. Es ist aber weder solidarisch noch verständlich, wenn ein Betroffener meint, es sei eine Lösung, wenn der Verkehr zwei Straßen hinter der Michaelisstraße, dann um so besser an Häusern, Kindergarten, Spielplatz und Schule vorbei durch den dann abgeholzten Waldsaum rollen könnte. Auf eine entsprechende Frage nach einer Straßenbahntrasse durch die Waldkolonie nach Weiterstadt meinte der OB Folgendes: "Eine Planung über 15 Jahre muss so nicht umgesetzt werden." Außerdem ist er dagegen, dass potenzielle Käufer vor der Haustür Weiterstadts abgesetzt werden, um dort einzukaufen. Das Problem des ungeordnet abgelagerten Schrotts gibt es im Akazienweg teilweise noch. Die Stadt hat bereits eine geordnete Ablagerung hinter Sichtschutzzäunen eingerichtet. Der Schrott auf dem ehemals als Sportgelände genutzten Teil soll von dort schnellstmöglich verschwinden und die Bereinigung des Bahngeländes will die Stadt mit der Deutschen Bahn abklären. Mich hat ein wenig peinlich berührt, wie wir uns durch das Wohnumfeld des Akazienweges bewegt haben. Der OB befand sich offenbar schon unter Zeitdruck und es kam kein direktes Gespräch mit den Anwohnern zustande. Entsprechend laut geäußerte Bemerkungen der Bewohner blieben nicht aus. Auf dem Weg zurück habe ich den OB direkt auf den schwer geschädigten Westwald angesprochen. Es gab hierauf keinerlei Reaktion! In diesem Zusammenhang wurde der Bürgerbeauftragte Herr Fassbinder auch auf den schlechten Zustand der Waldwege hingewiesen. Außerdem fließen bei Starkregen immer noch stinkende, die Gesundheit gefährdende Abwässer über die Wege in den Wald. Der Bürgerbeauftragte fragte daraufhin, ob der Wald überhaupt von den Bürgern genutzt werde. Da blieb mir doch erstmal glatt die Spucke weg.
Nahe dem Bundeswehrgelände beklagte sich dann ein Anwohner über den infernalischen Lärm bei Panzertests. Die aufheulenden Motoren sind dann in der ganzen Waldkolonie nicht zu überhören. Nachdem wir uns alle wegen eines Regenschauers in ein nettes, türkisch geführtes Lokal Ecke Kölner / Michaelisstraße flüchten mussten, wurde noch z.B. der sich hinziehende Kanalbau (der inzwischen abgeschlossen wurde) und die Platzgestaltung vor dem Lokal angesprochen. Kurz danach ist die Begehung abgebrochen worden. Der Punkt "Historische Waldkolonie" fiel damit buchstäblich ins Wasser. Der OB hatte um 18 Uhr einen Termin beim Sportverein Grün-Weiß. Historische Waldkolonie, auch ein heißer Punkt. Ein schützenswertes Haus direkt an der Dornheimer Brücke durfte so lange verkommen, bis ein Investor dann den Denkmalschutz mit der Abrissbirne in einer Blitzaktion erledigen konnte. Dem gegenüber ist das historische Schalthaus mit öffentlich viel gelobter ehrenamtlicher Schwerstarbeit hergerichtet und auch verwaltet worden. Wartet da auch schon ein privater Investor, um sich das mit Millionen werter Arbeit ausgebaute Haus unter den Nagel zu reißen? Aber der OB hatte leider keine Zeit mehr für weitere Fragen.