ÖPNV

Verena Hoppe

Wer als Darmstädter Heiner in fremde Städte kam, war sicher schon ohne bösen Willen Schwarzfahrer: Weil er so etwas nicht kannte, vergaß er in Bus oder Straßenbahn das "Entwerten". Schließlich hat er den Fahrschein ja schon bezahlt. Was sollte das kleine Kästchen, das beim Einstecken des Fahrscheins laut "plingt"?
Dieser Entwerter ist jedoch der Preis dafür, dass es einen Vorverkauf für Fahrscheine geben kann. In den meisten Verkehrs- Verbünden lassen sich Fahrkarten am Kiosk kaufen, darunter die meistens sehr beliebte Mehrfahrtenkarte.
Bei uns gibt es aber nur Fahrkarten zum sofortigen Fahrtantritt. Darum müssen an möglichst vielen Haltestellen die teuren Automaten aufgestellt werden. Oder sie wurden in den Bussen aufgehängt und ließen sich nur in oft halsbrecherischen Aktionen bedienen. HEAG mobilo hat hier ein Einsehen gehabt und das wieder zurückgenommen. Dafür ist nun wieder die Belastung der Busfahrer gestiegen.
HEAG mobilo sieht auch die Vorteile eines Vorverkaufs. Unserem Verkehrsbetrieb sind aber durch den RMV-Vertrag die Hände gebunden. Dabei gibt es im Verbundbereich sehr wohl einen Betrieb mit Mehrfahrtenkarten: die ESWE in Wiesbaden. Die haben sich durchgesetzt bei den Verhandlungen. Dort kostet eine Stadtfahrt mit der "Sammelkarte" 1,75 statt 2,20 Euro. (Es gibt dort übrigens noch einen Kurzstreckentarif von 1,40 Euro). Andererseits ist Offenbachs Mehrfahrtenkarte Vergangenheit.
Der RMV-Vertrag sieht außer dem Bestandsschutz aber noch eine weitere Möglichkeit vor: Mehrfahrtenkarten als Angebot für eine elektronische Bezahlung per Chipkarte. Wie bei der "Payback"- Kundenkarte für Einkaufs-Rabatte ist "electronic ticketing" für Verkehrsmittel geplant. Das dürfte jedoch Überwachung und Ausforschung möglich machen und nebenher auch noch die Gewinne der Hersteller steigern. Statt dessen wäre altmodischer Vorverkauf gegen Bares ein Zuverdienst für kleine Läden, Tankstellen oder Kioskbetreiber. Die Einführung der Mehrfahrtenkarte ist ganz unkompliziert. Sie braucht zunächst nur den Anwohnern einer Teststrecke bekannt sein. Da das System tolerant ist, kann es als Pilotversuch auf nur einer Linie eingeführt werden. Hierzu sind nur Entwerter in den Bussen dieser Linie aufzuhängen.
In unserer Stadt gibt es sicher Sinnloseres als einen solchen Versuch. Wir haben uns mit einer kleinen Anfrage an den Magistrat gewandt und sind auf die Antwort gespannt.