Antrag auf ein Ehrengrab für Konrad und Ulla Mommsen

Das Ehepaar Mommsen engagierte sich gegen die Nazidiktatur und für den Aufbau der Demokratie.

Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen:

Der Magistrat wird beauftragt, die Grabstätte IB8 auf dem Alten Friedhof in die Liste der Ehrengräber aufzunehmen. Beerdigt sind dort Konrad Mommsen (*8.10.1896 in Berlin, †28.2.1973 in München) und seine zweite Ehefrau Ulla, geb. Spiess (*29.8.1909 in Köln, †28.2.1973 in München).

Begründung

Konrad Mommsen war Enkel des Althistorikers und Literaturnobelpreisträgers Theodor Mommsen, Sohn des Arztes Ernst Mommsen und Neffe der Brüder Max und Alfred Weber. 1914 machte er sein Abitur. Von 1914 bis 1918 nahm er als Kriegsfreiwilliger, später als Leutnant, am Ersten Weltkrieg teil und wurde dreimal verwundet. Nach dem Krieg war er in der Wirtschaft tätig und wurde Abteilungsleiter für Spezial-Exportgeschäfte der Firma Agfa. Im Jahre 1943 wurde er von der Gestapo verhaftet.

Weil er für untergetauchte Juden gefälschte Papiere besorgt hatte, saß er sieben Monate in Untersuchungshaft und wurde danach mit einem Arbeitsverbot belegt.

Nach Einmarsch der Alliierten im Frühjahr 1945 zog ihn die amerikanische Militärregierung (OMGUS) als Berater heran. Die Basis seiner Beratertätigkeit war zeitweilig Darmstadt, wo er 1948 zusammen mit Ulla vorübergehend seinen Wohnsitz aufnahm. Beim Wiederaufbau engagierte er sich für die Dezentralisierung des sich bildenden neuen Staates. Als Mitglied der Deutschen Wählergesellschaft war er ein Befürworter des Personalwahlrechts und ein Gegner geheimer Abstimmungen im Bundestags.

Ulla Mommsen entstammt einer gehobenen Darmstädter Familie; sie war Tochter des Oberregierungsrats Dr. jur. Walter Spiess und dessen Ehefrau Dora, geb. Bonte, die seit 1899 mit Unterbrechungen in dieser Stadt in der Frankensteiner Straße 8 lebten. Nach Studienabschluss wurde Ulla Fachärztin für Radiologie.

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